Was ist ProNATs?

ProNATs ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Rechte insbesondere von arbeitenden Kindern weltweit einsetzt. Wir pflegen Kontakte zu den Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher in Afrika, Asien und Lateinamerika, setzen uns politisch für sie ein und machen Bildungsangebote zum Thema in Europa.

Seit 1997 aktiv für arbeitende Kinder

Unter dem Slogan "Kinderrechte stärken statt Verbote fordern!" finden sich Mitarbeiter*innen von Kinderrechtsorganisationen, Gewerkschaften, „Dritte-Welt“-Solidaritätsgruppen, Bildungsstätten und Hochschulen im November 1997 zusammen und bilden eine deutschlandweite Projektgruppe, die sich gegen die Ausbeutung und für die Stärkung der arbeitenden Kinder engagiert. Der Name ProNATs setzt sich aus der lateinischen Präposition "pro" (= dafür) und der spanischen Abkürzung "NATs" ("Niños, Niñas y Adolescentes Trabajadores") zusammen, da einige der Teilnehmenden bereits eng mit den lateinamerikanischen Kinderbewegungen vernetzt sind oder direkt mit ihnen arbeiten. Im Zuge mehrerer Großprojekte nahm ProNATs in August 2005 die rechtliche Organisationsform eines Vereins an, wenig später wurde die Gemeinnützigkeit bewilligt. Heute hat ProNATs Kontakte zu Organisationen arbeitender Kinder in über 50 Ländern weltweit.

ProNATs wendet sich gegen in Europa weit verbreitete Stereotype von arbeitenden Kindern und "Kinderarbeit", die fast ausschließlich negativ konnotiert sind. Die Folge: Verbote und Eliminierung von Kinderarbeit werden von allen Seiten gefordert, ohne die Folgen für die betroffenen Kinder in den Blick zu nehmen. Anstelle von Pauschalisierungen setzen wir uns für eine differenzierte Beurteilung der Arbeit von Kindern ein. Wir gehen gezielt gegen Ausbeutung und Gewalt am Arbeitsplatz von Kindern vor und greifen die Verhältnisse und Bedingungen an, die den freien Willen, die Selbstbestimmung und die Rechte arbeitender Kinder verletzen. ProNATs befürwortet daher die Anerkennung der arbeitenden Kinder als Individuen und als soziale Gruppe, die auch einen wichtigen Beitrag für ihre Familien und die Gesellschaften leisten.

ProNATs ist vernetzt mit Organisationen wie Christliche Initiative Romero, terre des hommes, Kindernothilfe,Brot für die Welt und Save the Children. Wir tauschen uns regelmäßig mit weiteren Unterstützungsgruppen arbeitender Kinder aus. ProNATs ist Mitglied im Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (BER) und arbeitete im ehemaligen Deutschen NRO-Forum Kinderarbeit mit.

Solidarischer Partner im Globalen Norden

ProNATs versteht sich als solidarischer Partner der Bewegungen und Organisationen arbeitender Kinder und Jugendlicher (NATs/EJT/WCY) im Globalen Süden, zu denen regelmäßiger Kontakt besteht. Wir machen die Erfahrungen, Anliegen und Forderungen der Protagonist*innen dieser Bewegungen im Globalen Norden bekannt und tragen zu einem besseren Verständnis derer Lebensrealitäten bei. Wir pflegen auch Kontakt zu arbeitenden Kindern in Europa und gelegentlich auch zu arbeitenden Kindern in Ländern des ehemaligen Ostblocks. ProNATs unterstützt die internationale Vernetzung der Kinderbewegungen, regt deren Unterstützung an und vermittelt Kontakte, z.B. zu Journalist*innen, die zum Thema berichten. Hinzu kommt die Veranstaltung von Fachtagungen, Workshops und Vorträgen sowie die Beantwortung zahlreicher Anfragen interessierter Personen und Organisationen zum Thema Kinderarbeit und arbeitende Kinder.

Eine unserer wichtigsten Aktivitäten war die Durchführung des Zweiten Welttreffens der Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher im April und Mai 2004 in Berlin. An ihm nahmen 30 Delegierte aus 22 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sowie drei Jugendliche aus Russland teil. Ziel des Welttreffens war die Vernetzung und die Diskussion gemeinsamer Forderungen. Die Bevölkerung des Globalen Nordens sollte von der Notwendigkeit überzeugt werden, dass es auch für Kinder ein Recht zu arbeiten geben muss. Zudem sollte die Öffentlichkeit für die Lebenssituation, Interessen und Forderungen der arbeitenden Kinder im Globalen Süden sensibilisiert werden. Bis heute unterstützen wir zahlreiche weitere internationale Treffen von arbeitenden Kindern durch Koorganisation und Kofinanzierung, häufig reisen ProNATs-Mitglieder zu den Treffen und unterstützen vor Ort.

Emanzipatorischer und rechtebasierter Ansatz

Der von ProNATs vertretene emanzipatorischer Ansatz zielt darauf ab, Kindern Autonomie in Denken und sozialem Handeln zu ermöglichen, sie dabei zu unterstützen, ihre eigenen Interessen zu erkennen und formulieren, sie für ihre Rechte zu sensibilisieren und bei der Inanspruchnahme dieser Rechte zu assistieren. So begünstigen wir die Entwicklung selbstbewusster und kritischer Persönlichkeiten. Die dabei eingenommene Empowerment-Perspektive fokussiert nicht auf die Schwächen und Abhängigkeiten der Kinder sondern ermutigt sie dazu, sich und andere im Kontext ihrer Stärken und Fähigkeiten wahrzunehmen und sich an den eigenen (und gemeinsamen) Kräften und Ressourcen zu orientieren.

Die damit einhergehende Stärkung der Kinder ist im Globalen Süden wichtig, genauso wichtig ist sie aber auch für das Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern im Globalen Norden. Kinder als soziale Subjekte zu akzeptieren und ihnen als Erwachsene*r in ihrem Handeln solidarisch begleitend und selbstreflexiv zur Seite zu stehen, sind feste Bestandteile unserer Arbeit. Voraussetzung dafür ist die Wahrnehmung der eigenen gesellschaftlichen Privilegien als Erwachsene*r sowie die strukturelle Diskriminierung von Kindern ("Adultismus") - ein fester Bestandteil von Gesellschaften weltweit.

Wir betreiben politische Bildungsarbeit in Europa – sowohl für Erwachsene als auch für Kinder – und fördern Kinderrechte an Schulen und Jugendeinrichtungen anhand eigener Projekte.

Mitarbeit erwünscht!

ProNATs Mitglieder gibt es inzwischen in mehreren europäischen und außereuropäischen Ländern, es zählen Erwachsene aber auch junge Menschen dazu. Die aktive Mitarbeit im ProNATs-Verein erfolgt derzeit ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis. Regelmäßige Treffen aktiver Mitglieder in Berlin (zu denen auch interessierte Nicht-Mitglieder eingeladen sind) dienen der Koordination, dem Informationsaustausch und der Weiterentwicklung. Eine Live-Zuschaltung per Videokonferenz ermöglicht auch sich nicht in Berlin befindenen Mitgliedern die Teilnahme. Gemäß unserer Satzung findet ein Mal jährlich eine Mitgliedervollversammlung statt zu der auch nicht-aktive Mitglieder eingeladen sind.

In unregelmäßigen Abständen werden bei ProNATs Arbeitsgruppen einberufen, um Themen näher zu beleuchten oder Projekte zu entwickeln. In der Vergangenheit hat z.B. eine AG Kinderrechte Projekte mit theaterpädagogischen Elementen in Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen durchgeführt, eine AG Schul-Vernetzung baute Kontakt zwischen deutschen Schulklassen und Schulklassen im Globalen Süden auf, organiserte den Austausch und leitete Schüler*innen in Themen des Globalen Lernens ein und eine AG Mädchen und Hausarbeit recherchierte Fakten zu diesem informellen Arbeitsbereich, der in vielen Statistiken vernachlässigt wird.

Aktualisiert: 14.12.2020